In meinen Wien-Aufenthalt im September hatte ich auch meinen wohlverdienten Sommerurlaub mit Michi eingeplant. Mit ihr habe ich schon eine Woche in Dubai verbracht, und bin danach in Wien immer noch zusammengeklebt. Das waren gute Zeichen dafür, dass ich es auch einen Urlaub lang "mit ihr aushalten" würde :-).
Nachdem ich noch nie in Sardinien gewesen war, und ich auch gehört hatte, dass man dort super klettern kann, hatte ich gegen den Destinations-Vorschlag nichts einzuwenden und hab den Abflug herbeigesehnt. Nach mehr als einem Jahr ohne Urlaub war ich wirklich reif für die Insel! Auch klettern solle man dort gut können!
In den Reiseunterlagen stand, man müsse beim Quartier einen Tag vor Anreise anrufen, um die Reise zu bestätigen. Gesagt, getan, ich habe auch gleich die Reisezeiten durchgegeben, kein Problem!
Nach unserem kurzen Flug und der Abholung unseres Mietwagens (ein süßer kleiner Lancia Ypsilon) ging es also nach Cannigione, unserem Ferienort an der Nord-Östlichen Küste Sardiniens. Bei Ankunft beim Büro zur Übergabe des Quartier-Schlüssels war es in etwa 9 Uhr. Mit Verspätung kam auch ein mürrischer Sarde daher, der erstmal anfing, Räder, Postkartenständer und sonstige Dinge des täglichen Bedarfs für Touristen herzurichten. Dann fragte er nach unserem Anliegen. Was, Schlüssel wollen wir haben? Jetzt? Um 9? Normalerweise wäre Bezug der Appartements zwischen 17 und 18 Uhr... Damit traf er auf eine völlig verständnislose, übermüdete Renate, die sich eigentlich nur umziehen und dann zum Strand eine Weile schlafen gehen wollte. In einer Mischung aus Englisch, Spanisch und eingeflochtenem Italienisch machte ich ihm klar, dass ich gestern extra angerufen habe, um das Quartier zu bestätigen, und dass ich ja nichts dafür könne, wenn der Flug so früh wäre. Er könne uns ja auch ein Appartement geben, das noch nicht gereinigt worden war, und wir würden nur mal unsere Koffer abstellen, uns umziehen und uns dann in Richtung Strand vertschüssen. Nein, das wäre jetzt nicht möglich, wir sollen in einer Stunde wiederkommen.
Na gut! Eine Stunde ist ja keine Ewigkeit, und besser, als bis zum Nachmittag zu warten. Also ein wenig gen Norden gefahren, um Bademöglichkeiten abzuchecken und auch die Gegend ein wenig kennenzulernen. Bis nach Palau sind wir gekommen. Dann haben wir beschlossen, dass wir jetzt eigentlich umdrehen könnten, weil wir ja in einer Stunde zurück sein sollten, und auf dem Rückweg zum Büro noch die ersten Notwendigkeiten einkaufen könnten. Gesagt, getan! Nach erfolgreichem Shoppen sind wir halbwegs gut gelaunt wieder zum Büro gekommen, um dort zu hören zu bekommen: "Sorry, ich kann euch kein Appartement geben, denn mein Kollege ist noch nicht da." Das war zuviel für mich! Wer mich kennt, weiß, dass mit mir in übermüdetem Zustand nicht zu scherzen ist, und dass ich bei Zusicherungen mit Zeitangaben kein Pardon kenne. Nicht, wenn ich sogar 1.5 Stunden weg war, um sicher zu gehen, dass bis dahin das Quartier verfügbar ist.
Nach 30 Minuten Diskussion und meinem offensichtlich zur Schau gestellten Willen, solange im Büro auszuharren, bis wir ihm so auf die Nerven gehen, dass er uns die Schlüssel gibt, hat er schließlich den Reiseleiter angerufen, und ihn gebeten, mir die Sachlage nochmals zu erklären. Dieser war leider ebenso unfreundlich wie inkompetent, worauf ich dann kurzerhand aufgelegt habe. Nach 15 Minuten Ausharrens mit versteinerten Mienen (Michi war es bereits sichtlich unangenehm), hat der Vermieter endlich aufgegeben, und gemeint, wir sollen ihm folgen. Von gutem Benehmen war keine Spur mehr! Mit einem Affenzahn ist er durch die Straßen gejagt, dass wir ihm kaum folgen konnten. Schließlich sind wir dann doch auch bei unserem Appartement angekommen, und konnten uns einrichten. Der Urlaub konnte beginnen!
Juhuuuuu! Urlaub!
Frühstück - Inbegriff von la dolce vita!
Und Urlaub machten wir! Jeden Tag haben wir mindestens einen der vielen Strände erkundet. Von feinkieselig (abgeschürft vom Insel-Granit) bis zu sandig war alles dabei. Ein paar malerische Felsen im Wasser in Ufernähe vervollständigten das Bild und bildeten zusammen mit dem türkis- bis dunkelblauen Wasser die perfekte Kulisse!
Strand von Tanna Manca
Die Ziele für unsere kleinen Ausflüge lagen meist im näheren Umkreis unserer Unterkunft. So besuchten wir Porto Cervo, eine kleine Stadt mit richtig ansehnlichen "Schinakln", den Liscia Ruja Strand (einer der endlosen Strände der Costa Smeralda), oder auch Luogosanto, das kleine Bergdorf weiter im Landesinneren. Im Prinzip besteht diese Ortschaft nur aus einer Kirche mit kleinem Dorfkern, aber die Anordnung und die Zufahrt haben mir wirklich gut gefallen.
Luogosanto
Palau, ist eine recht betriebsame, in den Hügel gebaute Küstenstadt mit regelmäßigen Fähren zu den umliegenden Inseln wie Korsika oder La Maddalena.
Palau
Nach La Maddalena (und in weiterer Folge auch Caprera) hat es uns natürlich auch gezogen! Die Strände dort waren ebenfalls sehr abwechslungsreich, und dort habe ich einen der schönsten Meereszugänge für mich gefunden: wir sind auf von Meer, Sand und Wind ausgewaschenen Steinen gelegen, und über eine natürliche Felstreppe konnte man ins Wasser gelangen. Wirklich fein!
La Maddalena
Was mir auch sehr gut gefallen hat, war Capo Testa, eine Halbinsel voll mit "kraxelbaren" Felsen! So schön! Es war wie eine gleißend helle, runde Mondlandschaft.
Nicht unweit des Parkplatzes gab es einen kleinen, steilen Weg zu dem vermutlich schönsten Strand, auf dem ich mich bisher gesonnt habe: kieseliger Sand eingebettet in steile Wände aus Granit und Schiefer, in den prächtigsten beige-braunen Farben, dazu die ausgewaschenen Felsen rundherum - traumhaft!
Natürlich haben wir auch die Nuraghen, altertümliche Behausungen der Sarden noch vor Christus Zeiten, besichtigt. Nachdem Michi von meinen Eltern schon die unterschiedlichsten Nuraghen-Bilder zu Gesicht bekommen hatte, beschränkten wir diesen Kulturteil auf ein Minimum, und auch von den Gigantengräbern haben wir uns nur das bekannteste der nördlichen Region angeschaut: Tomba Coddu Eccju.
Stanahaufn I: Nuraghe von außen
Stanahaufn II: Nuraghe von innen
Stanahaufn III: Tomba Coddu Eccju
Dafür sind wir bei unserem Stop in der Regionalhauptstadt Arzachena mitten in ein Stadtfest hineingekommen, mit Lorbeer-Kranz-Weihe in der Kirche und anschließendem Umzug mit Blasmusik durch die Stadt. Sehr fein!
Umzug mit Blasmusik, Arzachena
Und auch das Naturerlebnis kommt nicht zu kurz - hier unsere nächtliche Besucherin an mehreren Tagen.
Alles in allem: Sardinien im September ist eine gute Urlaubsdestination mit relativ sanftem Tourismus.