Es ist offiziell! Eigentlich eh schon lange, aber jetzt fühlt es sich schon irgendwie richtig an: ich bleibe in Dubai!
Der Vertrag ist unterschrieben, die Kleinigkeiten und Großigkeiten, sowie Erinnerungen in der Wiener Wohnung sind verpackt und stehen nun mehr oder weniger gut sortiert in Kisten in Omis "Stock-Küche", also der Küche im oberen Stock. Ich brauche ja nicht wirklich viel! Mein Nest, das ich mir in Wien aufgebaut habe, und das mir im Endeffekt viel Arbeit beim Abbau verschafft hat, war ja in Wirklichkeit viel zu viel des Guten. Ich glaube - und ich hoffe immer noch inständig - dass sich in Dubai nie so viel ansammeln wird. Eigentlich hab ich brav ausgemustert, jetzt, nach 6 Jahren in meiner Wohnung. Trotzdem habe ich all meine (13) gekauften Kisten befüllt, und nachdem mich auch mein Schwesterherz mit ein paar Kartons unterstützt hat, sind es wohl sicher an die 16 Kisten geworden.
Zwei stehen noch in meiner Wohnung: eine, die "Verschenkekiste", besteht aus lauter kleinen nützlichen und unnützen Dingen wie Putzmittel, WC-Steine oder Dekomaterial. Wer sich angesprochen fühlt: komm vorbei, es ist für jeden was dabei!
Die andere ist meine Dubai-Kiste: also Dinge, die ich irgendwann bei mir in Dubai versammelt wissen möchte. Höchstwahrscheinlich brauche ich diese Dinge nicht wirklich, denn sie sind mir in den letzten sechs Monaten noch nie abgegangen, also gehe ich davon aus, dass ich die Kiste genausogut unbesehen einfach herschenken oder zum Mist tragen könnte. Aber vielleicht besuchen mich ja doch ab und zu nette Menschen, die zuviel Platz im Koffer haben, und mir auch gleichzeitig ein Stück "altes Leben" mitbringen wollen.
So, soviel zu Kisten.
Was kann mir also noch einen Flashback verschaffen? Hier nämlich! Tja, das ist die gute alte Geschichte mit "die Mühlen mahlen langsam!"
Letztens wollte ich nämlich ein Bankkonto eröffnen. So mit Bankomatkarte, kleiner Kreditkarte und so. Kostet hier ja nix! Und ist natürlich auch praktisch, wenn irgendwo Geld hinkommt! Die Zeiten, wo der Lohn in Umschlägen oder Schecks ausbezahlt wird, sind auch hier passé. Um die Pointe vorweg zu nehmen: in den Banken arbeiten nur "Locals". Das bedeutet, dass die Banken genau genommen wie ein Amt funktionieren. Erinnert ihr euch an meine Geschichte mit den Briefmarken? Nummer ziehen am Postamt? So auch hier! Auch die Öffnungszeiten sind amtähnlich - nur schlimmer! Bis 14 Uhr ist Geschäftszeit.
Wobei, geschäftig herumrennen tut eigentlich nur der Inder! Der scheint auch der Einzige zu sein, der arbeitet. Alle anderen schlagen nur Zeit tot.
Naja, abgesehen davon sind die Angestellten wirklich bemüht! Nachdem ich also meinen Antrag auf Kontoeröffnung, eine Kopie meines Reisepasses sowie meines Visums abgegeben habe, hat man mir gesagt, dass meine Bankomatkarte in wenigen Tagen bei mir sein würde. Per Aramex. Aramex ist ein Kurierdienst auf kleinen roten Mopeds. Sieht aus wie Pizza-Flitzer.
Zwei Tage später erhalte ich auch wirklich (am Wochenende!) eine sms auf mein Handy, dass meine Karte unterwegs sei, und dass ich wegen der Zustellungsadresse/-zeit bei Nummer soundso anrufen solle. Gesagt, getan, die Karte wurde mir für Mo zwischen 10 und 17 Uhr versprochen. Nachdem ich mich zum Mittagessen kaum fortgetraut, extra meine Nummer hinterlegt habe, und schnellstmöglich nach einem Gang zur Toilette wieder an meinen Arbeitsplatz geeilt bin, musste ich gegen 20 Uhr feststellen, dass die Karte wohl doch noch nicht kommt. Also am nächsten Tag angerufen, wo denn die Karte abgeblieben sei? Für Mo wäre sie versprochen gewesen! Nein, die kommt erst am Di?? Na gut, gleiche Prozedur wieder, doch diesmal erlaube ich mir, meine Mittagsmahlzeit außerhalb des Bürogebäudes einzunehmen, und prompt kommt natürlich der Anruf sobald ich meine Bestellung abgegeben hatte. "Weng da Identitätsprüfung warats hoit gwesn!" Learning: die Durchgabe der Nummer eines amtlich bestätigten Ausweises reicht vollkommen! Wie sie bestätigen, dass ich am Telefon auch wirklich ich bin? Keine Ahnung! Ist mir auch wurscht! Mein Konto ist ja ohnehin leer!
Und was muss man tun, damit es sich füllt? Richtig! Seine Kontoverbindung bei der Lohnverrechnung bekanntgeben!
Eine neue Herausforderung, da der Bank-Inder meinen Namen nämlich nicht in der Datenbank auffinden konnte!
Weil mich mein Reisepass nämlich mit vollem Namen sowie meinem akademischen Titel ausweist. Und die flinken Ameisen in der Zentrale sind darauf gedrillt, alles nach den Angaben im Ausweis auszufüllen. Macht ja auch Sinn, da in der Arabischen Welt eine Person bis zum Urgroßvater anhand der vielen Mittel-Namen zurückverfolgbar ist: der erste Name ist der Rufname, der zweite ist der Name des Vaters, der dritte des Großvaters, der vierte meist der Name des Clans. Insofern heißen Geschwister alle ab dem zweiten Namen, und Cousins ab dem dritten Namen komplett gleich. Verwandtschaftsbeziehungen werden also sofort augenscheinlich.
Zurück zum Thema: meinen Kontoantrag habe ich natürlich "nur" mit meinem Namen bedacht, denn eigentlich ist mein Titel ja nur in Österreich von Nutzen. Hier muss ich mein Können unter Beweis stellen ;-). Die lieben Ameisen in der Zentrale haben jedoch meinen Titel als Namensbestandteil eingegeben, und dadurch konnte man mich im Banksystem nicht finden. Das sollte mir eigentlich zu denken geben! So schwer mein Name auch zu buchstabieren ist, so einzigartig ist er doch, und ich denke nicht, dass es andere Familienmitglieder gibt, die in Dubai bereits ein Konto eröffnet haben.
Nachdem das Geheimnis um das "verschwundene" Konto gelöst war, konnte ich endlich auch meine Kontonummer herausfinden! Nun steht dem Geldsegen und anschließenden fröhlichen Shoppen zum Wohnungseinrichten nichts mehr im Wege!
Aber halt!
Kein neues Nest!
Hach, ich werde einfach jährlich umziehen, so wie es in Dubai gang und gäbe ist - dann gebe ich das Sammlertum sicherlich ziemlich rasch auf :-)
No comments:
Post a Comment