Saturday, April 2, 2011

Die Kameltreiber, 01.04.2011

Für "unseren" Tag war anfänglich eigentlich eine kleine Wanderung unweit der Ostküste geplant. Mamas Knie machte uns jedoch einen Strich durch die Rechnung. Und Mama war darüber auch gar nicht böse, da sie ja ohnehin bereits an der Ostküste gewesen war und nicht gleich wieder hin wollte. Nun oblag es mir, ein geeignetes Ersatzprogramm zu finden - herzlichen Dank! So gut kenne ich mich in den Emiraten nämlich auch noch nicht aus...

Schließlich einigten wir uns auf Al Ain, die Gartenstadt der Emirate. Dort ist auch der Sheikh von Abu Dhabi geboren, weshalb man die Autobahn von Abu Dhabi nach Al Ain durchgehend begrünt hat. In Anbetracht der Tatsache, dass Wasser hier rar ist, und auch Pflanzen horrende Preise erzielen können, eine ziemliche Geldvernichtungs-Aktion. Aber bitte! Wer hat, der hat, und dann kann man sich das Resultat zumindest ansehen. Also nahmen wir den längeren Weg über Abu Dhabi in Kauf, um dann gegen Mittag in Al Ain anzukommen. Im Reiseführer hatte ich gelesen, dass es hier einen Kamelmarkt geben solle. Fragen bei den lokalen Tankstellen ergaben aber leider nicht das gewünschte Ergebnis, und so fuhren wir ans Ende der Stadt, wo wir ein Einkaufszentrum entdeckten, wo wir schließlich zu Mittag aßen und ich mich ein wenig von der Fahrerei ausruhte. Die neuen Sonnenbrillen sind wohl doch nicht das Non-Plus-Ultra. Anscheinend sind meine Augen doch noch nicht fit genug, um mit der Stärke -2 auf beiden Seiten auszukommen. Jedenfalls hatte ich Kopfweh.

Eine Stunde und zwei Advil später waren meine Kräfte wieder zurückgekehrt, und wir gaben die Suche nach dem Kamelmarkt nicht auf. Schließlich wurden wir auf den Central Market verwiesen, der hinter dem Einkaufszentrum liegt. Meine Mama versuchte mir ja einzureden, dass es sich bei einem Kamelmarkt zwar um einen Markt, aber ohne Tier handle. Ich war jedoch überzeugt, im Reiseführer von den Tieren gelesen zu haben, und bestand auf einer Besichtigung. Also sind wir in der sengenden Hitze durch den weitläufigen Markt gestrichen. Die "Standler" wussten es besser und schliefen entweder im Haus, oder in einem schattigen Plätzchen unter einer Palme.

Bis wir zu den Ziegen kamen, hatte ich meinen im gegebenen Setup dekadent anmutenden White Chocolate Mocha bereits ausgetrunken, und auch Mama war ziemlich fertig - vor Hitze und auch mit ihrem Wasser. Bei den Ziegen wurde verhandelt! Ein "Weißer" wollte (für seinen Garten?) zwei Ziegen kaufen, und hatte daher einen Araber angeheuert, für ihn zu verhandeln. Fachmännisch wurde begutachtet und gefeilscht. Dem "Weißen" war das alles sichtlich unangenehm, und er stand die ganze Zeit etwas im Abseits.


Schräg gegenüber von den Ziegen und Schafen waren dann auch die Kühe zu finden, aber die waren mir als Alpenländerin zu wenig exotisch :-)

Mich hat es zu den Kamelen gezogen.
Und da kam uns auch schon ein Kameltreiber entgegen: Mohammed aus Ägypten. Er hat meiner Mama und mir allerlei Wissenswertes über Kamele nähergebracht. Woher die besten Kamele kommen, kann ich mich jetzt nicht mehr genau erinnern, ich weiß nur noch, dass es entweder Saudi Arabien oder Sudan war, und die drittbesten Kamele kämen aus den Emiraten. Unterscheidbar wären sie durch Farbe, Gesicht und Physiognomie. "Gute" Kamele hätten eine Form frei nach Ritter Sport: groß - quadratisch - gut ;-). Wobei "quadratisch" für das Verhältnis des Fußabstandes (Vgl. Radstand bei Autos) zum Stockmaß des Höckers stünde.

Kamele könnten weiters in Renntiere, Models und Zuchttiere unterschieden werden.
Rennkamele haben mit Abstand das beste Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit: von 1.April bis zum 1.Oktober sind sie auf Urlaub, da es zu heiß für Rennen ist.
Models sind besonders schöne Tiere und werden vor allem in der Werbung eingesetzt, und Zuchttiere sind der Stolz eines jeden Besitzers. Ein Zuchtbulle ist bis zu AED 35,000 wert (ca. EUR 7,000), und muss separat gehalten werden, weil er recht aggressiv ist. Zuchtbullen werden bis zum rund 25. Geburtstag verwendet, danach kommen sie ins Ausgedinge.

Überhaupt werden Kamele gemäß ihres Geschlechts und ihres Alters separat gehalten:
0 - 8 monatige
1 - 2 jährige
2 - 3 jährige
3 - 8 jährige
8+ jährige
Nur im Oktober wird die Geschlechtertrennung aufgehoben, soweit ich Mohammed verstanden habe.

Alterschwache Kamele werden an ihrem Lebensabend in einer Oase in die Freiheit entlassen (oder ausgesetzt, je nachdem wie man die Sache betrachten will). Auch diese "Kategorie" war auf dem Kamelmarkt vertreten. Es handelte sich wirklich um sehr ausgezehrte, vom Leben und mit einem "X" ge(kenn)zeichnete Tiere. Viel schöner war da der Anblick des jüngsten auf dem Markt vertretenen Kamel. Es war gerade erst 5 Tage alt.


Soviel zu Kamelen!

Nachdem Mami und ich von der Hitze ziemlich geschlaucht waren, haben wir einen der in Al Ain verstreuten Parks aufgesucht, und uns auf einem Bankerl unter einem Baum ausgeruht. Die sich ebenfalls im Park befindlichen mannshohen Malven mit ihren riesigen Blüten waren wirklich beeindruckend.


Nach der Rast ging es dann weiter in Richtung Jebel Hafeet, dem Berg, der Al Ain und die Umgebung überragt. Im weichen Licht der untergehenden Sonne haben wir schließlich doch noch den richtigen Weg gefunden, und die Straße hinaufgewunden. Rechtzeitig zum Sonnenuntergang standen wir dann auf der Aussichtsplattform um zu erkennen, dass das Land darunter ziemlich - nunja - flach ist. Wie kommt also so ein riesiger Klotz mitten ins Flachland? Es ist mir unerklärlich, aber es ist schön, dass es ihn gibt :-)

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