Saturday, March 26, 2011

This is my city, 25.03.2011

Nein, diesmal schreibe ich auf Deutsch! Nicht, weil ich Rücksicht auf die Leserschaft nehme, sondern weil das immer noch meine Muttersprache ist, und ich mich einfach am besten darin ausdrücken kann. Ja, ich bin ein wenig zweigeteilt! Die meiste Zeit kommuniziere ich auf Englisch. Und Deutsch geht mir ab. Und gebürtige Englisch-Sprecher sind mir haushoch überlegen, und ich bin zwar schlagfertig, aber nicht, wenn man mir den Boden unter den Füßen wegzieht.

Das ist zum Glück nicht oft der Fall :-). Sonst würde ich mich hier auch nicht so wohlfühlen.

Als ich Farida zum Flughafen gebracht habe, ist mir zum wiederholten Mal klargeworden, wie sehr ich mich bereits mit der Stadt angefreundet habe. Die Skyline ist mir schon so vertraut, ich kenne mich bereits halbwegs aus und verfahre mich nicht mehr gar so oft wie anfangs, und auch an die Fahrweise der "Locals" habe ich mich bereits gewöhnt. Andere würden vermutlich behaupten, ich hätte mich bereits daran angepasst.

Was ist es, was mich an der Stadt fasziniert? Es sind vermutlich nicht die Gebäude, und auch die Menschen sind hier wie überall. Vielleicht ein wenig offener, weil hier die Sonne mehr scheint, und das die Laune im Allgemeinen anhebt, aber sonst? Es gibt genauso viele oberflächliche wie tiefgründige Menschen hier wie überall anders auch. Vielleicht sogar mehr oberflächliche; und definitiv gibt es oberflächliche Menschen, die sich selbst für tiefgründig halten, aber dann oberflächliche Handlungen setzen. Die Menschen sind es also auch nicht.

Auffällig ist, dass sich hier so viel um Alkohol dreht. Menschen sind wie kleine Kinder. Alles was verboten ist, hat eine besondere Anziehung. Die Wochenenden sind meist bestimmt davon, wohin man ausgeht, und ob dort auch Alkohol auf der Karte steht. Um Alkohol ausschenken zu dürfen, bedarf es einer speziellen Lizenz, die auch entsprechend kostet. Daher haben meist nur die größeren Hotels eine Bar, wo Alkohol ausgeschenkt werden darf. Nachdem ich keinen Alkohol brauche, um ausgelassen, glücklich oder kontaktfreudig zu sein, ist es diese "Alkohol-Jagd" also definitiv auch nicht.

Was ist es? Ich habe es erst vor kurzem herausgefunden!

Ich könnte genauso gut irgendwo anders sein, und ich würde mich genauso glücklich fühlen.

Es ist die Möglichkeit, mich fernab jeglicher bestehender Kontakte, vorgefasster Meinungen und Erwartungen, vollkommen neu "erfinden" zu können. Nicht, dass ich meine bisherige Persönlichkeit oder mein Leben komplett über den Haufen werfen würde, aber hier bin ich ein unbeschriebenes Blatt Papier. Ich kann genau die Eigenschaften herauskehren und betonen, die ich an mir mag, und diejenigen, die ich nicht so mag, kann ich leichter ablegen, weil sie nicht von vornherein von mir erwartet werden. Weil man mich hier nicht kennt. Niemand hier kennt mich. Das kann ganz schön einschüchternd sein, aber eigentlich ist es eine verdammt gute Chance!

Farida hat mir beim Formulieren geholfen: es ist das "Durchtrennen der Nabelschnur". Ja, möglicherweise. Ich hatte eigentlich schon in Wien das Gefühl, mich von meinem Elternhaus gelöst zu haben. Aber wie ist das eigentlich mit dem Umfeld? Das Umfeld baut man ja auf mit den elterlichen Regeln und Kultur-Elementen im Hintergrund und im Hinterkopf. Also geht man fließend über vom Elternhaus in ein ähnlich geprägtes Umfeld. Sicher, ich war schon immer anders! Zumindest bilde ich mir das ein. Aber war ich anders genug, um sämtliche dieser Verhaltenmuster brechen oder zumindest erkennen zu können? Ich befürchte nicht.

Ich habe schon immer gedacht, dass ich ins Ausland gehen werde, nur hätte ich nie gedacht, dass ich es wirklich ganz allein und nur für mich machen würde. Ich hätte mir vorstellen können, für einen Mann mein Heim zu verlassen, aber alleine ins Unbekannte zu gehen? Wohl eher nicht.

Aber mit meinem Leben verhält es sich nun einmal folgendermaßen: ich kann mir etwas vorstellen, und irgendwann erzähle ich dann meinen Freunden von der Idee, und nachdem ich meinen Worten meist auch Taten folgen lasse um vor mir selbst nicht inkonsequent oder dampfplauderisch zu erscheinen, kommen oft die merkwürdigsten Dinge zustande. Reisen, Ausflüge, und eben auch längere Auslandsaufenthalte. All das ist eine Kette, die ich nicht immer so geplant habe. Obwohl ich immer gerne geplant habe. Oder musste?!?

Es ist eine Zeit des Infrage-Stellens für mich.

Ja, ich glaube, das trifft es am ehesten. Und: hell, I love it!

2 comments:

  1. Cooles Posting... erinnert mich an mein erstes längeres "Auslandsabenteuer" in Griechenland, nur dass ich damals (mit 22) noch nicht die Reife hatte es so reflektiert in Worte zu fassen :-) dieser Eintrag jedenfalls hat mir wieder mal vor Augen geführt was ich an Blogs so liebe: der Schreiber kann seine Erlebnisse & Gedanken ordnen & reflektieren, und der Leser wird nicht nur unterhalten und erfährt mehr über den Schreiber, sondern stellt Bezüge zu seinem eigenen Leben her... eine klassische Win/Win Situation also :-) Weiter so!

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  2. Danke :-) Freut mich, dass Dir meine Artikel gefallen, und auch weiterhelfen... Für mich ist es die Gelegenheit, eine Art Tagebuch zu schreiben, und mir meine Gefühle für die Zukunft "konservieren" zu können. Ich war nie ein großartiger Tagebuchschreiber, aber hier "zwinge" ich mich dazu, weil ich genau weiß, dass es mir auch hilft.

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