Wednesday, February 16, 2011

Status quo nach einer Woche in Dubai, 24.01.2011

Do war meine letzte Meldung. Heute ist bereits Mo - in der Zwischenzeit ist viel passiert. Oder auch nicht.

Was ist nicht passiert:
Die Ausstellung meines residential visas.
Die dazugehörige Gesundenuntersuchung.
Der Erhalt eines Entry-Batches für das Bürogebäude
Rückgabe meiner Zeugnisse
Durchwahl im Büro

Böse Zungen könnten behaupten, mein Visum bekäme ich vermutlich nicht mal vor meiner Abreise im August. Andere meiner Kollegen warten bereits seit einigen Monaten darauf - ich stehe halt jeden Tag auf der Matte meines HR-Kontaktes. Das hilft anscheinend aber auch nicht weiter.

Auch eine Zutrittskarte zum Büro habe ich immer noch nicht. Angeblich müssen die aus den USA bestellt werden, und es gäbe ein ziemlich bürokratisches System, das ein schnelles Handling unmöglich mache.

Naja, und die Festnetz-Probleme bestehen immer noch. Bereits seit 30 Tagen warten einiger meiner Dubai-Kollegen auf eine eigene Durchwahl im Büro-Festnetz. Nun zähle auch ich dazu.
Ich übe mich in Zen. Das ist hier ganz wichtig! Ohne Geduld bringt man sich vermutlich selbst zum Verzweifeln!

Am Do hätte ich beinahe aufgegeben... naja, nicht ganz, aber ich war kurz davor, meinem Chef zu drohen, er solle mir eine Budget-Erhöhung geben, oder ich würde kündigen und zurückkommen. Es mache keinen Sinn, permanent abends und morgens auf Apartment-Suche zu sein, und die eigentlich wichtigen Projekte irgendwo dazwischen zu quetschen.

Zum Glück habe ich jedoch auch (teilweise) Erfolge zu vermelden!
Schuhkauf
Auto
Telefon
Appartment/Umzug

Ein Nagellack kann die Lösung vieler Probleme sein!!!
Nachdem ich am Freitag den ganzen Tag auf die Lieferung meines versprochenen Autos gewartet habe, und am Abend schon gar nicht mehr damit gerechnet habe, kam es endlich doch! Es kam ein silberner Honda Accord, der "geht wie Sau" (Zitat Gucke). Ein wirklich super Gefährt, das mit Automatik und Tempomat und sicherlich allerlei anderem Schnick-Schnack ausgestattet ist, das ich noch nicht entdeckt habe. Er geht guuuuut! Ich gebe zu, ich bin nie wirklich auf Autos abgefahren, aber daran könnte ich mich gewöhnen. Beim Parken habe ich festgestellt, dass es ein  Risending ist, aber das Gute daran ist: er ist sehr übersichtlich. Ich hab noch keinen Namen für ihn. Vorschläge?

Achja, am selben Tag hab ich mich noch nicht getraut, eine Spritztour zu machen, denn es hatte den ganzen Tag geregnet (!) und die Straßen standen teilweise unter Wasser. Auch der Verkehr ist nicht zu unterschätzen. Selbes Verrücktheitslevel wie in Griechenland.
Abends habe ich mit Markus (Kollege) und Cameron (dem Ehemann einer Kollegin) DER Hip-Bar aus 2009 einen Besuch abgestattet. Naja, steh nicht allzusehr auf hip oder nicht hip, aber die Bar namens Barasti war wirklich ganz nett: open air, teilweise überdacht, direkt am Meer, mit Live-Band und Tanzfläche. Keine Ahnung, was Drinks kosten. Cameron hat zur Feier des Tages eingeladen: sein Geburtstag, zweites Kind unterwegs, und Aussicht auf einen vielversprechenden Job.

Den nächsten Tag habe ich bis mittags verbrodelt. Und dann bin ich Markus Richtung Burj Khalifa (höchstes Gebäde der Welt) gefolgt - im eigenen Auto. Aufregend! Und Markus ist leider nicht wirklich von der gemütlichen Sorte was Geschwindigkeit anbelangt. Er hat mich mehr als einmal abgehängt. Irgendwie hab ichs trotzdem zum Burj Khalifa und der dazugehörigen Dubai Mall (größtes Einkaufszentrum Dubais und vermutlich der ganzen Welt) geschafft. Dort haben wir als allererstes meine Tagesmission erfüllt: eine Sim-Karte. Nur hat die nicht gleich funktioniert. Darauf sind wir allerdings erst gemütlich im Starbucks sitzend gekommen - gefühlte 10km Einkaufszentrum-Distanz entfernt. Also wieder zurück. Dazwischen noch im Billabong-Shop gustiert. Super! Hab auch ein nettes Kleidchen für mich gefunden, aber hauptsächlich hat Markus geshoppt. Danach ist seine Motivation allerdings dramatisch abgefallen, obwohl er auch Schuhe gebraucht hätte. Ihr erinnert euch? Hosenschuhe? tmi?
Genaus das!
Da kommt der Nagellack ins Spiel!! Zu Röcken kann man im Büro nämlich durchaus Flip Flops anziehen (habe ich an anderen Kolleginnen gesehen), aber für offene Schuhe sollten die Füßchen adrett aussehen. Also Nagellack. Roter war dann die Lösung :-). Insofern kann man mit Nagellack viele Probleme lösen. Allerdings sollte man auch an den Entferner ebensolchens denken. Der steht auf der Liste fürs nächste Wochenende ;-)

Also, die ersten drei Punkte meiner Erfolge wäre als zumindest zeitweilig erledigt abzuhaken.

Der größte Punkt liegt mir immer noch schwer im Magen: mein Apartment.

Aber ich bin schon besser geworden!

Nachdem ich nun ein eigenes Telefon habe, habe ich das Herumtelefonieren selbst übernommen, und zuvor auch meine Auswahl aus dem Internet um einiges genauer gestaltet. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich gestern 4 Treffen eingeteilt: 2 für gestern Abend noch, zwei für heute morgen.

Eines der gestrigen Appartments ist in der Auswahl, wobei ich lieber noch wegen eines anderen abwarten würde. Das zweite gestern Abend gesehene hatte ich bereits zuvor besichtigt, und es hat mir schon damals einiges nicht zugesagt.

Überhaupt ist zu erwähnen, dass die Makler nicht wirklich professionell agieren. Einige wissen nicht viel über das Apartment Bescheid, haben null Manieren (Damen Vortritt lassen, Kunden/Gäste beim Lift zuerst aussteigen lassen, permanent am Telefon, vieeeeeel zu spät beim Termin), einen sehr schwachen Händedruck. Brrrrrr!

Das erste heutige Apartment hat mir ausgesprochen gut gefallen, sehr dezent eingerichtet, Möbel recht neu und wenig abgenutzt. Ich hätte jedoch DEWA (Strom), A/C-Service und TV/Internet selber organisieren müssen. Alles nicht so schlimm, weil immer noch im Budget, aber "Welcome to Dubai": nachdem meine Firma als Vertragnehmer im Vertrag stehen muss (um Schecks ausstellen zu können), und meine Kollegen sich nicht mit separaten Verträgen/Abrechnungen herumschlagen wollen, und ich als Vertragsnehmer Probleme wegen des noch nicht ausgestellten Residential Visums bekommen könnte, ist die Lösung keine Lösung. Bye, bye, lovely apartment!

Das zweite Apartment heute hat mir nicht gefallen, aber der Portier wusste um ein zweites Apartment Bescheid, von dem ich während meiner 30-minütigen Wartezeit erfahren hatte (Zen!!!). Das habe ich gleich im Anschluss besichtigt, und ja, es ist sehr nett gestaltet, und durchaus ausbaufähig. Der Preis wäre im Budget (inklusive DEWA und Co), ABER: nur für 6 Monate. Hmpf! "Welcome to Dubai II" Der Vermieter will entweder auf 6 oder auf 12 Monate vermieten. Für die 7 Monate habe ich unzählige Telefongespräche gebraucht. Warum, ist mir bis jetzt nicht klar.

In der Zwischenzeit habe ich ihm die Trading License der ansässigen Niederlassung gegeben, und auch die elterliche Wohnadresse (sorry Mama, aber ich wollte lieber eine bewohnte Wohnung angeben!), damit er einen Vertragsentwurf aufsetzen kann. Mal sehen, was da zurückkommt.

Von all diesen Aktivitäten und Problemen habe ich meinen Kollegen aus der Einkaufsabteilung erzählt: dieselben Kollegen, die sich daraufhin geweigert haben, meine erste Wahl zu akzeptieren. Sie haben sich auf den Standpunkt gestellt, ich solle wie alle anderen Expats auch, in einem Apartmenthotel in der Nähe des Bürogebäudes wohnen. Weil das unser "preferred vendor" wäre. Punkt. Egal, was mein Chef zum Budget sagt. Daraufhin habe ich sie gebeten, das meinem Chef klar zu machen, und  plötzlich war er bereit, nachzugeben.

Trotzdem war ich fair genug, ihm von dem potentiellen Deal mit dem dritten heutigen Apartment zu erzählen, und wir haben vereinbart, dass wir auf die Antwort/den Vertragsentwurf warten. Sollte das nicht entsprechen, würden wir das Apartmenthotel nehmen.

Soweit, so gut! Schaut so aus, als hätte ich auch nächste Woche ein Dach über dem Kopf :-)
Wer hätte gedacht, dass es so schwierig sein könnte.

Andererseits, für eine Woche "sich auf die Hinterbeine stellen" eh auch nicht schlecht.
Ich bin wieder im Gleichgewicht. Hat mir gefehlt.

Oh, ich vergaß zu erwähnen, dass sich die schrecklichen Manieren leider nicht nur auf die Makler beschränken! Leider habe ich auch einige männliche Kollegen (vorzugsweise aus Ägypten), die mich während der Arbeit am liebsten von oben herab, und in ein Rockerl bekleidet am liebsten von unten betrachten würden. Schrecklich!
Aber ansonsten: alles im grünen Bereich :-)

Meine Kollegen in meiner Tischgruppe sind äußerst nett!!! Sie haben auch keinen Genierer mehr, sich untereinander vor mir zu unterhalten, oder kleine Witzchen zu machen. Merke: selbst gekaufte Cookies helfen beim Auftauen!

Heute wurde ich schon gefragt, ob ich mit zum Mittagstisch gehe. Musste ich leider ablehnen, da ein Kollege aus Österreich ausnahmsweise im Büro war (und nicht im Büro des Außenlagers in Jebel Ali, welches etwa 15 Minuten entfernt ist). Auch morgen werde ich nicht können, weil ich in Meetings sein werde, aber Mi werde ich das dann nachholen. Ich finde, es ist als durchaus großer Erfolg zu werten, zum Essen gefragt zu werden. Und eine Kollegin, der ich erzählt hatte, dass ich klettere, hat bereits gemeint, dass sie das auch gerne ausprobieren würde. Ich habe daraufhin Unterricht angeboten :-)

Eine meiner Kolleginnen befrage ich auch bezüglich meiner Kleiderwahl. Wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich einen bestimmten Rock tragen sollte, oder nicht, nehme ich ihn einfach mit in die Arbeit, lege ihn vor meiner Kleidung an den Körper, und frage sie, ob es vom gesellschaftlichen Standpunkt akzeptabel wäre.
Leider habe ich meine Rockwahl heute gebüßt: ein Sessel beim Mittagstisch hat mir ein Stückerl rausgerissen.

Mama, da gibts doch so Stoff-Fleckerl zum Draufbügeln auf die linke Seite des Stoffes: gibts das auch in anderen Farben als weiß? Wenn ja, musst mir sagen wo, damit ich das dann in Wien besorgen kann.....

Hmmmmm, das war jetzt doch wieder eher lang! Ich hoffe, es ist euch noch nicht langweilig!

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